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Integration ist ein langer Weg

VON TABEA GÜNZLER

 

WALDENBUCH. „Ohne Martina und Dietmar hätte ich es nicht geschafft“, erzählt der 23-jährige Hussein Al-Ogaidi. Er sitzt im Forum der Oskar-Schwenk-Schule am Dienstagabend in der vorderen Reihe neben seinem 20-jährigen Bruder Nada. Beide kamen Ende 2015 aus dem Irak in die Heidelberger Erstaufnahme-Einrichtung – ein halbes Jahr später ging es weiter nach Waldenbuch. Dort unterstützten sie unmittelbar nach ihrer Ankunft Martina und Dietmar Lohr, die sich ehrenamtlich im Freundeskreis für Flüchtlinge engagieren.

 

An vergangenen Dienstag zeichnete die Bürgerstiftung Waldenbuch den Zusammenschluss aus derzeit 90 Ehrenamtlichen unter der Leitung von Gabriele Wieser-Kick mit dem Bürgerpreis für „bürgerliches Engagement“ aus und würdigte deren „Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft“. Alle zwei Jahre verleiht die Stiftung den mit 1000 Euro dotierten Preis. Anders als früher, ist die Stiftung heute mehr denn je auf Spenden angewiesen, damit solche Projekte auch in Zukunft gefördert werden können. Denn der eigene Kapitalstock wirft keine nennenswerten Zinsen mehr ab.

 

Ein Netzwerk, das trägt.

 

Bis zum 21. Juni diesen Jahres flatterten die Vorschläge der Waldenbucher der Bürgerstiftung ins Haus. Anschließend kam es zum Auswahlverfahren einer Jury – zusammengesetzt aus Stiftungsrat-Mitgliedern und Waldenbuchern. Dem 2013 gegründeten Freundeskreis für Flüchtlinge erkannte die Jury den Preis zu, denn dieser erfülle nicht nur die Kriterien, sondern überzeuge mit „Leistungen, die zum guten Ruf der Stadt positiv beitragen“, so Alfred Odendahl, der erste Vorsitzende des Stiftungsrats.

 

Neben den Helfern und deren Schützlinge waren auch die in Waldenbuch zuständigen Flüchtlingskoordinatoren Tiba Hijazi und Anne Schuberth anwesend. Hijazi ist zu einer unerlässlichen Übersetzerin geworden, während Schuberth sich seit 2014 um diverse Integrationsaktivitäten kümmert. In ihrer Laudatio sprach sie von einer „nachhaltigen Bewegung, die viele Bürger mobilisiert hat“. Die beiden Iraker haben sich hier ein neues Leben aufgebaut und können ihren Helfern gar nicht genug danken: „Ohne Martina und Dietmar Lohr bin ich nichts. Sie haben mir bei allem geholfen“, freut sich Al-Ogaidi. Inzwischen ist er im zweiten Lehrjahr einer Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär- und Heizungstechnik und lebt mit seinem Bruder in einer kleinen Wohnung.

 

Gabriele Wieser-Kick vom Freundeskreis für Flüchtlinge bedankt sich bei den Gästen und der Bürgerstiftung mit zwei afrikanischen Sprichwörtern „Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf“ und „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“; sie betont, wie wichtig ein soziales Umfeld für die Geflüchteten ist, denn: „Integration ist ein langer Weg.“

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